About

Zinsfehler ist ein Blog von Michael Stöcker.

Auf der Suche nach dem Fehler im System habe ich hier meine wichtigsten Erkenntnisse zum angeblich fehlerhaften Zinssystem des Kreditgeldkapitalismus zusammengefasst. Dabei musste ich zunehmend feststellen, dass die dominierende Neoklassik in einigen zentralen Bereichen von völlig falschen Annahmen ausgeht und das Thema Geld und Kredit nahezu vollständig ignoriert und/oder fehlinterpretiert (Stichwort Loanable-Funds-Theorie sowie fraktionales Reservesystem als fundamentaler Irrweg).

Die intellektuelle Krise der Volkswirtschaftslehre ist in den letzten Jahren immer deutlicher geworden. Ein exzellenter Neustart könnte mit Steve Keen gelingen, dessen unorthodoxe Ansichten ich nahezu uneingeschränkt teile. Vielleicht mutieren unsere heutigen Keynesianer ja zu Keensianern.

Sofern es meine Zeit erlaubt, werde ich auf Kommentare eingehen. Dies kann allerdings schon mal etwas dauern. Ich bitte alle Kommentatoren daher um Geduld.

Wer ein wenig mehr über mich erfahren möchte, kann dies in dieser Antwort an Dieter Krause bei Daniel Stelter nachlesen.

6 Antworten zu About

  1. Ralf Jacob schreibt:

    Hallo Michael,
    nachdem ich am Mittwoch von Deinem Blog erfahren habe sah ich mich natürlich in der „Pflicht“, diesen auch mal aufzusuchen und habe über die Tage verteilt nun Deine ganzen Beiträge studiert.
    Erst einmal ein großes Kompliment – da steckt viel Arbeit, Kreativität und gedankliche Auseinandersetzung drin, und natürlich Zeit!!! (Arbeitest Du nebenbei noch?:))
    Auch wenn ich sicherlich nicht alles verstanden habe tauchen spontan ein paar Fragen bei mir auf, insbesondere Deinen 10-Punkte-Plan betreffend.
    Zu I. Offen bleibt, mit welchen Mitteln dieses verfassungsrechtliche Ziel eingehalten werden soll.
    Zu II. Wie soll bei der Auszahlung des Bürgergeldes sichergestellt werden, dass dieses nicht in Konsum und damit Nachfrage mündet sondern gespart wird – nicht um Zinsen zu erwirtschaften sondern aus reiner Vorsicht?
    (Welches dann nach meinem Verständnis für die notwendige Nachfragestimulierung und damit für das geplante Wirtschaftswachstum ausfallen würde)
    Zu III. Wie soll mit diesen Vorschlägen die horrende Staatsverschuldung vieler Länder zurückgeführt werden, die ja z.Zt. in der Euro-Zone bei durchschnittlich fast 90 % des BIP liegt?
    (Wären nach meiner Rechnung 90 Jahre – In all dieser Zeit erhalten die Gläubiger immense Zinszahlungen, was die Ungleichgewichte auf den Finanzmärkten weiter verschärfen dürfte.)
    Leider setzt Du Dich nicht mit der Möglichkeit einer einmaligen Schuldentilgung z.B. durch die Einführung einer befristeten Vermögensabgabe auseinander (wurde ja in Deutschland schon mehrfach praktiziert.)
    Zu VI. Wie würde sich eine faktische Begrenzung von Konsumentenkrediten auf 5.000 € auf die Nachfrage und damit das Wirtschaftswachstum auswirken – z.B. in der Automobilwirtschaft?
    Fällt auch die Finanzierung eines Hauses noch unter Konsum?
    Zu VIII. Die Sache mit dem Erbschaftsfonds erscheint mir genial, wird aber erst im Zeitpunkt des Vererbens wirksam.
    Warum äußerst Du Dich nicht zur Vermögensteuer?
    Zu IX. Wie soll denn eine Marktsättigung festgestellt werden (Markt ist ja nicht singulär) und wie reagiert ein deutsches Exportunternehmen auf einem ungesättigten Auslandsmarkt auf eine gesetzliche Verkürzung der Jahresarbeitszeit?

    Insgesamt verbleibt bei mir die Frage, inwieweit die öffentliche Hand mit diesem Programm in die Lage versetzt werden soll, die vernachlässigte Infrastruktur, das zersplitterte und ineffiziente Bildungswesen, den ökologischen Umbau der Gesellschaft und andere, z.B. demografische Herausforderungen unserer Zeit zu meistern.
    Zudem liegt einerseits die Frage der politischen Durchsetzbarkeit auf der Hand, andererseits steht die Beleuchtung der sozialen und gesellschaftlichen Wirkungen der Vorschläge noch aus.

    Aber offensichtlich steht ja das „Projekt“ noch am Anfang, für die Zukunft wünsche ich alles Gute!

    Beste Grüße, Ralf

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    • Michael Stöcker schreibt:

      Lieber Ralf,

      vielen Dank für Deine Fragen, denn Sie zeigen mir, wo ich noch nicht ausreichend argumentiert habe. Zu Deinen Fragen/Anmerkungen im Einzelnen:

      Zu I. Dieses Ziel kann erreicht werden durch ein zentralbankfinanziertes Bürgergeld (aka negative Einkommensteuer). Hilft dies auch nicht mehr (was ich mir in naher Zukunft kaum vorstellen kann, vor allem wenn man bedenkt, wie viel unerledigte Investitionen im Bildungswesen und Infrastruktur noch anstehen und in 20 Jahren die Demografiefalle zuschlägt), dann hilft eine generelle Arbeitszeitverkürzung (Verknappung des Warenangebots).

      Zu II., III. und VIII. Die Grenzneigung zum Konsum ist gerade bei Menschen mit geringem Einkommen sehr hoch. Damit gibt es auch einen hohen Multiplikatoreffekt nicht nur bei uns, sondern auch im Süden Europas. So mancher Niedriglöhner mit einer 60 – 70 Stundenwoche könnte sich dann nach einiger Zeit auch mal wieder einen Urlaub in Griechenland leisten oder einen Pizzaabend beim Italiener um die Ecke, auf den die Familie schon seit mehreren Jahren verzichten musste.

      Die Kreditnachfrage der Unternehmen wird nicht ansteigen, da sie grundsätzlich die Möglichkeit haben, höhere Preise durchzusetzen. Aufgrund der Multiplikator- und Akzeleratoreffekte werden auch die Steuereinnahmen merklich steigen, so dass die Neuverschuldung sukzessive zurückgeht und schließlich sogar Schulden getilgt werden können. Die Ersparnisse der Investitions- und/oder Konsumverweigerer trifft also auf immer weniger Kreditnachfrage. Der Nominalzins geht weiter gegen Null, der Realzins wird negativ, die Flucht in die Assets nimmt zu. Die Erbschaftssteuer fischt diesen ganzen Finanzschaum wieder ab. Und wenn das erst in 20 Jahren passiert? So what? Das ist post mortem und erschreckt nur ganz wenige. Eine Vermögenssteuer setzt hingegen ein negatives Signal ante mortem für diejenigen, die sich ihr Vermögen tatsächlich auf ehrliche Art und Weise selber verdient haben (ich weiß, das sind vermutlich die wenigsten). Aber es gilt auch immer noch der Grundsatz der Apostelgeschichte: Geben ist seliger denn nehmen. Also nehmen wir es erst dann, wenn es den tatsächlichen/scheinbaren Leistungsträger nicht mehr wirklich interessiert.

      Zu VI. Kreditfinanzierte Boom-Bust-Zyklen werden so nivelliert. Autofinanzierung für Unternehmer ist ok, für Privatpersonen eben nicht. Dies ist nur vorgezogener Zukunftskonsum, der in der Zukunft vergangenes Nichts ist. Immobilien hingegen sind nachhaltig, werden üblicherweise über 50 Jahre abgeschrieben (entspricht 2 % Inflation) und sind damit eine ideale Spar-/Anlageform. Natürlich nur dann, wenn es auch Nutzer hierfür gibt (siehe Spanien).

      Zu IX. Dann ist der Markt wohl noch nicht gesättigt und ein Teil der Ersparnisse geht zur Exportfinanzierung in andere Länder. Solange die Verschuldung in diesen Ländern nicht zu hoch wird, ist dies völlig in Ordnung. Schön, wenn wir so unsere überflüssigen Ersparnisse an andere übertragen können, die uns dann in 20 Jahren bei der Bewältigung der Demografieproblematik (hoffentlich) helfen. Ansonsten halte ich eine Umleitung von Beschäftigung in die Infrastruktur in Deutschland für sinnvoller, als die Finanzierung automobiler Blechträume im Rest der Welt.

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  2. Sehr geehrter Herr Stöcker,

    im Anschluss an meine Lektüre Ihres Blogs möchte Sie gerne zu einem blogübergreifenden Projekt zum Thema „Die Neue Ordnung der (Finanz-) Welt“ als Autor einladen.

    Ich betreibe den Blog „Essence of Finance“ (http://essenceoffinance.com/de/) und schreibe dort zu kapitalmarktbasierten Themen insbesondere zur Finanzierungssituation in Deutschland und der Lage der Banken. Im kommenden Januar bis Februar 2014 wird Essence of Finance ein blogbasiertes Panel ausrichten auf dem sich Finanzblogger, Journalisten und Wissenschaftler gleichermaßen zu den aktuellen Entwicklungen auf dem Kapitalmarkt sowie zur besagten Bankensituation mit eigenen Beiträgen austauschen werden.
    Ich würde mich über Ihre Teilnahme durch einen eigenen Beitrag sehr freuen und übersende Ihnen gerne ein Exposé zum Projekt, dem Sie die Grundidee und Ablauf entnehmen werden können.

    Mit besten Grüßen,

    Krystian Bandzimiera

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  3. Georg J. Heininger (vulgo Zeitgenosse) schreibt:

    Salut!

    Zuerst Danke an Michael Stöcker: es tut gut, dass der Humor nicht „kirre“ geht und ich mit meinem Kommentar zur Geldsatire anregen konnte. Sehr gut! 😀

    Nun zu etwas ernsthafteren oder auch humorvollen (je nach Sichtweise). Ich habe bei meinem Stöbern im Internet einen interessanten Ansatz bzgl. eines neuen Steuersystems vorgefunden. Manches was der Autor dort allerdings sonst noch schreibt (vor allem hinsichtlich Zentralbanken) ist für mich eher etwas schwere Kost bzw. nicht so ganz nachvollziehbar. Aber den Steueransatz möchte ich hier mal zur Debatte stellen.

    Tatsächlich ist die Idee so nicht mal schlecht. Herr Gastmann möchte die Umsätze der Unternehmen im INLAND besteuern. Ja. NICHT den Gewinn sondern nur den Umsatz. Er nennt dies Umsatzprovision welche man ja auch bei Handelsvertretern und Messeinhabern vorfindet. Bei gleichzeitigem tax-shift dh sämtliche anderen Steuern (alle) werden dadurch ersetzt, womit die Kaufkraft enorm steigen würde. Lt. seinen Berechnungen wäre dies bei 15% alleine nur im Inlandsmarkt der BRD ca. 900 Mrd Euronen Steueraufkommen. In Österreich ist die Summe geringer und würde bei 15% lediglich ca. 125 Mrd einbringen….in meinem Heimatland müsste die Provision auf ca. 25% erhöht werden um auch die Sozialversicherungsbeiträge zu ersetzen.

    Hier ist der Link: https://www.economy4mankind.org/umsatzprovisionseinnahmen/

    LG

    George

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  4. Mirsind Meyer schreibt:

    Anstatt Zinsgeld verteilen gleich Jeden Mensch seine Freiheit, Einzigartigkeit und Motivation durch http://www.euroweg.net zurückgeben. Raus aus der Lohnsklaverei rein in die Kreditie mittels HuMan-Wirtschaft
    wir machen den http://www.systemwechsel.net Sind Sie/Du dabei
    bester gruss
    Mirsind Meyer

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  5. Georg J. Heininger (vulgo Zeitgenosse) schreibt:

    Naja. Die Human Bewegung erinnert stark an das Hörmann`sche Zentralverwaltungssystem gepimpt mit etwas K.I. Da ja bekanntlich die diversen Komitees und xy-Jahres-Plan Bürokratien nicht mehr hip sind wird halt einfach das ganze „Cloud“ genannt und alles ist gut. Das Klaussnerische System geht ja in eine ähnliche Richtung – allerdings muss man Hörmann zumindest zu Gute halten, dass er, im Gegensatz zu Klaussner, seinen „Drohnen“ gestattet nicht mit Negativsalden ins Leben zu starten.

    Solche angebliche Heilslehren bringen niemanden etwas. Ähnlich ist es ja uch mit anderen Heilsverspreche(r)n wie die Gemeinwohlökonomie eines Herrn Felber oder das Gesell`sche Schwundgeld (jeder der sich über Negativzinsen und fehlende Erträge bei LVs mokiert weiß was ich damit meine). Es gibt Phasen wo sich derartige Instrumente wie ein Schwundgeld als heilsam erweisen könnten (zB in Phasen fallender Preise) aber als Allgemeinrezept für die gesamte Weltwirtschaft sind sie nicht tragfähig.

    Im Endeffekt sind diese und ähnliche Irrlichter nicht nur Unfug sondern auch die typischen „Weltmodelle“ von Prokrastinierern: man weiß sie kommen, wenn überhaupt, erst in ferner zukunft und so muss man sich nicht mit den schnöden Problemen der Jetztzeit auseinandersetzen. Wenn man sich allerdings die Lage in der EU ansieht (Stichwörter Brexit, desaströse Arbeitslosenzahlen, eine völlig falsche, pseudo-neoliberale Politik,…) oder auch in den USA mit Trump, so kann ich nicht nachvollziehen, warum man immer noch solchen Heilslehren/erwartungen nachhängt. Es gibt wahrlich genug aktuelle Baustellen.

    Ad Hr. Stöcker: ich habe kürzlich das Buch „Der Weg zur Prosperität“ von Stephan Schulmeister gelesen und bin sehr angetan von seinen Vorschlägen. Vor allem die Unterteilung des Kapitalismus in Real- und Finanzkapitalismus habe ich in einer derartigen Form noch nirgends gelesen. Haben SIe eventuell das Buch auch schon gelesen und wenn ja: Ihre Ansicht darüber?

    LG

    George

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